Vermessen essen
Die Zeit der Kalorien ist gezählt!
Was kaum einem bewusst ist: die Joule (die Spalte neben den Kalorien, die keiner liest) sind die wahre, offizielle Einheit unserer Nahrungsenergie. Und bis spätestens Ende 2009 muss nun endlich alles mit rechtem Maß zugehen und die Joule sollen allein auf den Lebensmittelpackungen regieren. Aber was ist von all diesen Zahlen überhaupt zu halten? Machen sie eigentlich Sinn oder das Leben nur kompliziert?
2009! - Warum ich Ihnen das jetzt schon sage? Nun ja, der eine oder die andere unter Ihnen kann sich eventuell noch daran erinnern, wie lange es gedauert hat, bis der Euro auch ohne Umrechnung einen Sinn ergeben hat. Es wird also tatsächlich langsam Zeit, sich die "neuen" Relationen auf den Packungsrücken einzuprägen.
Joulezählen
Für Menschen, die sich ein gutes Gespür für Ihren Körper bewahren konnten (was angesichts der Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten in diesem Land leider wirklich schon außergewöhnlich ist), sind Kalorien wie Joule einerlei. Denn diese glücklichen Menschen wissen, wann sie wirklich Hunger haben und auch wann sie satt sind. Sie spüren, welche Lebensmittel ihrem Körper gut tun und wann es Zeit für Bewegung ist.
Dieses Glück hat leider nicht jedeR, doch die Hoffnung stirbt zulezt! So manch eine verloren geglaubte Seele konnte nämlich eben dieses mystische Gefühl ausgerechnet über ein wenig pragmatische Rechenakrobatik wieder zurückerobern. Viele lernen erst nach einiger Zeit mit klar definierten Grenzen die Signale des Körpers wieder richtig zu deuten. "Also soll man nun wirklich Kalorien zählen?", fragen Sie mich. "Erstens", antworte ich, "sind das jetzt Joule und zweitens: Kommt"s drauf an "
Wer am Tisch mehr rechnet als genießt, macht definitiv etwas falsch, aber ein Überblick über die kulinarische Zahlenwelt ist durchaus empfehlenswert.
Planlos
Einen Plan braucht man vor allem dann, wenn man ins Straucheln gerät, wenn man die Orientierung verloren hat. Und seien wir uns ehrlich: auf dem Ernährungsweg hat sich schon so mancheR verirrt und das oft lange nicht erkannt.
Irgendwie zwickt plötzlich die Hose ein wenig und die neue hat man in unbewusster Voraussicht (und weil sie ja auch ein wenig eng geschnitten war) ausnahmsweise eine Nummer größer gekauft. Eigentlich ist alles wie immer, aber wenn man über ein Foto ein Jahr zurückblickt, sieht man erschreckt, was sich wirklich getan hat.
Darf's ein bisschen mehr sein?
Nimmt man pro Tag nur 800 Kilojoule mehr zu sich als man braucht (das klingt nach viel, sind aber weniger als 200kcal - entspricht also in etwa einem Schokoriegel), sorgen diese täglich für gut 20g mehr auf der Waage. Im Monat entspricht das kaum mehr als einem gut kaschierbaren, halben Kilogramm. Spätestens nach einem Jahr jedoch sind die mittlerweile sieben Kilo nicht mehr zu verleugnen.
Hier sieht man oft erst in der Feinanalyse, wo die Joule begraben sind. Ist es tatsächlich ein süßer Snack zwischendurch oder vielleicht das Feierabendbierchen, das mit dem neuen Kollegen Einzug gehalten hat?
Oder liegt es an noch subtileren Dingen, wie etwa einem Umzug? Liegt die neue Behausung näher an den öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch so, dass man vor der Haustür direkt ins Auto steigt ? Oder hat sie vielleicht einen Lift? All das führt oft zu unerwünschten Nebenwirkungen. Denn wer weniger verbrennt, muss auch weniger essen- oder nimmt eben zu.
Veränderung |
Plus- oder Minus kJ |
Plus- oder Minus Kilogramm pro Jahr |
20 min langsam gehen pro Tag |
ca. 250 kJ |
2,5 kg |
10 min Treppensteigen pro Tag |
ca. 300 kJ |
2,8 kg |
0,3l Bier pro Tag |
ca. 580 kJ |
5,6 kg |
Älter werden (z.B.von Mitte 20 auf 30) |
ca. 420 kJ |
4 kg |
Wo geht's hier zurück?
Richtig fies wird es, wenn sich eigentlich gar nichts verändert hat, außer der Jahreszahl. Unser Energiebedarf ändert sich nämlich mit dem Alter- und wer mit den Jahren in gewohnter Manier weiter isst, verändert sich ohne das geplant zu haben.
Und spätestens wenn "nichts" den Zeiger der Waage immer mehr nach rechts drückt, hilft so manchem der Glaube an die Wissenschaft und an die Macht der Zahlen. Eine einfache Rechnung kann hier dem unsichtbaren Feind ein Gesicht geben und bringt ungeahnte Klarheit.
Ja, da lohnt sich dann ein Blick auf den eigenen Energieverbrauch und den Energiegehalt der Mahlzeiten, in Joule selbstverständlich!
PS: Eine Kilokalorie entspricht 4,2 Kilojoule.